Freitag, 1. Mai 2009

Am Salzamt

Gestern bin ich wieder einmal hinaufgegangen zum Salzamt – angeblich habe ich als Zivildiener Anspruch auf Wohnungsbeihilfe und Familienunterhalt. Bei einem früheren Besuch war ich diesbezüglich – ausgestattet mit allen wahrscheinlich und unwahrscheinlich nötigen Formularen, Dokumenten und Bestätigungen – schon nach kurzer Zeit abgeblitzt. Irgendetwas fehlt im Bedarfsfall immer, damals die nötige Unterschrift meiner Gattin*, mit der sie sich, falls mir eine Beihilfe gewährt würde, damit einverstanden erklärt, diese auf mein (eigentlich: unser gemeinsames) Konto überweisen zu lassen.

Im Amt selbst herrscht eine ganz eigenartige Stimmung. Die Unruhe am Gang, verursacht durch Horden von Migranten mit noch mehr Kindern, die ja, man weiß es aus der einschlägigen Fachpresse, alle nur unser Bestes wollen, nämlich unsere Sozialleistungen, weicht beim Betreten des Büros augenblicklich einer ganz eigenartigen Stille. Alle bewegen sich bedächtig, tippen langsam, sprechen gedämpft, alles hat eine ganz eigenartige Würde.

An meine Rolle als Bittsteller muss ich mich immer noch gewöhnen. Etwas unsicher beim Vorbringen meines Bittgesuchs spreche ich anstelle von "Beihilfe" immer von einer "Förderung". Ein kleiner Fauxpas, den die Beamtin diskret mit einem leicht indignierten Naserümpfen quittiert. Eine kleine Geste, die sie offensichtlich in jahrelanger Routine perfektioniert hat.
Mein nächster Fauxpas ist schwerwiegender: Auf dem Infoblatt "Finanzielle Ansprüche", das jeder Zivildiener bekommt, ist eine Fahrtkostenvergütung für öffentliche Verkehrsmittel angeführt. Ich frage also, wie das funktioniert. Der Gesichtsausdruck der Beamtin ist schon deutlich genervter, gerade dass sie mich nicht auslacht: Nein, also das weiß sie jetzt wirklich nicht!

Beim Hinausgehen verschafft mir ein Blick aufs Türschild quälende Gewissheit: Die Dame ist ausschließlich für Beihilfen Zivildienstleistender zuständig. Am Gang warten unverändert viele Migranten.


* Übrigens schön, dass in diesem geschützten Biotop das Wort Gattin überlebt hat, das zum Aussterben eigentlich viel zu schade ist. Immerhin ist kaum eine direktere und gleichzeitig leidenschaftlichere Bezeichnung denkbar als Gattin, das sich etymologisch direkt vom Begatten herleiten dürfte. Die zu Begattende also.
Wobei mich Irene P. auf den Zusammenhang zur Gattehosen hingewiesen hat, der auch nicht von der Hand zu weisen ist.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen