Freitag, 1. Mai 2009

Frauen an den Herd?

Viele gute oder gutgemeinte Ratschläge begleiten mich durch meine Zeit als ZivildienerIn. Ein Klassiker darunter lautet in etwa: „Sei froh, dass du geheiratet hast, kriegst jetzt wenigstens mehr Beihilfe!“

In diesem Sinne habe ich begonnen, mich durch das doch eher umfangreiche Formularwerk für eine Wohnkostenbeihilfe zu arbeiten. Dabei wird – soweit durchaus noch nachvollziehbar – auch das Einkommen der Ehepartnerin berücksichtigt, vermutlich unter der berechtigten Annahme, dass Ehepartner ihre (Wohn-)kosten gemeinsam bestreiten. Interessant: Ein hohes Einkommen des Mannes erhöht die Beihilfe. Die Beihilfe soll wohl – und spätestens ab hier kann man nur noch mutmaßen – dazu dienen, einen einmal gewohnten Lebensstandard zu erhalten. Ein zu hohes Einkommen der Ehepartnerin führt jedoch wiederum zu einer Verringerung der Beihilfe.

Besonders schön finde ich dabei, dass dieses System im Versuch, möglichst gerecht zu sein und alles zu berücksichtigen, am Ende doch sehr traditionelle Rollenbilder belohnt (der Mann bringt möglichst viel Geld nach Hause, die Frau ist zu Hause und möglichst bedürftig). Dies dürfte nur aus dem Grund noch niemandem aufgefallen sein, weil sich einerseits das allgemeine Interesse für das Thema Zivildienst abseits der gerade direkt Betroffenen sehr in Grenzen hält, und weil andererseits gerade die großen Kämpferinnen für die Gleichstellung der Frau aus verständlichen Gründen um das Thema Zivildienst einen großen Bogen machen. In jedem anderen Bereich wäre ein lauter (und tonlagenbedingt schriller) Aufschrei die Folge. Ganz abgesehen davon, was daran besonders sozial sein soll, höhere Beihilfen auszuschütten, je mehr jemand (sofern er ein Mann ist) verdient.

Möglicherweise versöhnlicher für die emanzipierte Frau: Es wäre zumindest in diesem Fall entgegen der landläufigen Meinung finanziell günstiger, nicht verheiratet zu sein.

Die eingangs erwähnten guten Ratschläge waren also doch eher gut gemeint. Sie kranken insgesamt alle am Versuch, logisches Denken zugrundezulegen. Dem österreichischen Sozialsystem ist mit Logik (oder gar Gerechtigkeit) nicht beizukommen.

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